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Georg Kaulfersch

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Sprechstunde

Sprechzeit im Sommersemester 2024:

Donnerstag von 10:15-11:30 Uhr im PT-Gebäude, Raum 3.1.81

oder nach Anmeldung per E-Mail über

georg.kaulfersch@geschichte.uni-regensburg.de


Lebenslauf

Vita

Im Anschluss an das Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium in Nördlingen studierte Georg R. Kaulfersch ab 2011 Geschichtswissenschaft und Germanistik an der Universität Regensburg und an der University of Kent at Canterbury. Ein erster Abschluss erfolgte mit dem Bachelor of Arts in Geschichte und Deutscher Philologie. 2018 wurde das Staatsexamen (erste Prüfung für das Lehramt an Gymnasien) erworben. Während des Studiums arbeitete Georg Kaulfersch 2012 bis 2015 als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit) an der Universität Regensburg bei Prof. Dr. Harriet Rudolph. 2018 bis 2019 war er dort als wissenschaftliche Hilfskraft tätig. Während des Studiums absolvierte er diverse Praktika, darunter mehrere in bayerischen Archiven.

2019 bis 2023 arbeitete Georg Kaulfersch an seiner Dissertation und wurde hierbei für drei Jahre von der Studienstiftung des Deutschen Volkes als Promotionsstipendiat gefördert. Recherchearbeiten für das Projekt waren mit Archivrecherchen in Deutschland, Österreich und Italien verbunden, wobei ein längerer Schreibretreat bis nach Norwegen führte. Im Zentrum der in diesem Kontext entstandenen monographischen Studie (Druck in Vorbereitung) steht der Gesandte und Agent Johann Maria Warschitz (†1541/42). Die auf dem Feld der Neuen Diplomatiegeschichte angesiedelte Arbeit ruht methodisch auf zwei Grundpfeilern – Akteurszentrierung sowie Praxeologie – und widmet sich anhand des paradigmatischen Akteurs Praxis und Praktiken der Diplomatie am Beginn der Frühen Neuzeit. Im Kern steht die Idee des Gesandten als Agens, also als eigenständiger handelnder Person.

Seit Oktober 2023 arbeitet Georg Kaulfersch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Regensburg. Zu Forschungsschwerpunkten bzw. spezifischen Interessen in der Lehre zählen neben der Kulturgeschichte der Diplomatie insbesondere Selbstzeugnisse der Frühen Neuzeit sowie die mit ihnen verbundenen mentalitätsgeschichtlichen Fragestellungen. Ferner erfolgt in Forschung und Lehre die Beschäftigung mit der Renaissance im Allgemeinen und Praktiken der Gelehrsamkeit im Engeren. Ebenfalls seit 2023: Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) sowie Mitglied im Alumniverband der Studienstiftung des deutschen Volkes.


Projekte

Dissertationsprojekt (Abgabe erfolgt, Druck in Vorbereitung)

Diplomatie als multifunktionales Handeln. Der Gesandte Johann Maria Warschitz (†1541/42) und die diplomatische Praxis am Beginn der Frühen Neuzeit

Zusammenfassung der Dissertation

Das Promotionsprojekt blickt auf diplomatische Praktiken im 16. Jahrhundert, um zu einem besseren Verständnis der Diplomatie in dieser Zeit beizutragen und deren Eigenlogiken zu erfassen. Von einem akteurszentriert-praxeologischen Ansatz ausgehend gilt das Hauptaugenmerk den bis dato nahezu unerschlossen gebliebenen schriftlichen wie auch materiellen Hinterlassenschaften des Gesandten und Agenten Giovanni Maria Barzizza, der seit seinem Eintritt in Sprachräume nördlich der Alpen als Johann Maria Warschitz firmierte. Als vielseitiger Repräsentant der ad-hoc-, teils aber auch ständigen Diplomatie um und nach 1500 war dieser Mann für Kaiser Maximilian I., Kaiser Karl V., König Ferdinand I., sowie Pfalzgraf Friedrich und reichsständische Organe tätig. Insbesondere für letzteren Fürsten übernahm Warschitz zwischen 1519 und 1532 eine Reihe heikler Geheimmissionen in ganz Europa.

Mit den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts deckt der Untersuchungszeitraum eine Schwellenzeit oder auch Inkubationsphase der Diplomatie ab, in der sich für einzelne Gesandte enorme Handlungsspielräume ergaben, die es genauer zu untersuchen gilt. Von Interesse ist dabei das konkrete Alltagsgeschäft, wobei nach einer Rekonstruktion biographischer Hintergründe mit erstens Rollenvielfalt bzw. Patronagenetzwerken, zweitens Ökonomie und drittens Schriftlichkeit drei Handlungsfelder en détail untersucht werden. Gerade über eine verstärkte Berücksichtigung der außerordentlich tief nachvollziehbaren mikropolitischen Dimensionen können allgemeine Charakteristika präetatistischer Diplomatie herausgearbeitet werden. Dabei gilt es, deren oft angenommene Dysfunktionalität zu hinterfragen – ausgehend von der Prämisse, dass diplomatisches Handeln immer aus seiner Zeit heraus verstanden werden muss.

Allein die spezielle Überlieferungssituation ermöglicht den Zugriff auf die genannten Fragstellungen und lässt Warschitz als Akteur mit eigenständiger Agenda in aller Plastizität hervortreten, was für diese Phase üblicherweise an der fragmentarischen Quellenlage scheitern würde. So hat sich in Form eines in sechs Leinentaschen gelagerten Privatarchivs eine so bemerkenswerte wie heterogene Vielzahl an Schriftstücken erhalten, die von Warschitz im Zuge seiner diplomatischen Tätigkeit erstellt oder genutzt wurden. Dieses singuläre Kerncorpus flankieren Überlieferungen in Norditalien, Österreich und mehreren deutschen Archiven, in denen sich Hinweise auf Warschitz’ Aktivität erhalten haben.

Von Juli 2019 bis September 2022 wurde das Projekt durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes in Form eines Promotionsstipendiums gefördert. Betreuer der Arbeit sind Professorin Harriet Rudolph und Professor Mark Häberlein.


Forschung & Lehre

Forschungsschwerpunkte

  • Kulturgeschichte der Diplomatie in der Vormoderne
  • Geschichte des Alten Reiches und englische Geschichte im 16./17. Jahrhundert
  • Renaissance, Humanismus und Praktiken der Gelehrsamkeit
  • Selbstzeugnisse und Archivieren in der Frühen Neuzeit

Lehre im Sommersemester 2024

  • Proseminar: Der Kaiser, dem die Welt zerbrach. Karl V., das Alte Reich und Europa im 16. Jahrhundert / The Emperor whose world broke to pieces. Charles V, the Holy Roman Empire and Europe in the Sixteenth Century
  • Übung: Familie macht Macht? Die Habsburger als frühneuzeitliche Herrscherdynastie / Family equals Power? The House of Habsburg as an Early Modern Ruling Dynasty
  • Übung:"Wir seyen gejaget worden wie das gewildt in wälden." Der Dreißigjährige Krieg im Erleben und Schreiben von Zeitgenossen / "Wir seyen gejaget worden wie das gewildt in wälden." The Thirty Years War as experienced and written about by Contemporaries

Lehre im Wintersemester 2023/24

  • Proseminar: Die Renaissance. Aufbruch in die Moderne? / The Renaissance. Dawn of Modernity?
  • Übung: Auf der Suche nach dem idealen Botschafter. Diplomatie und Diplomaten in der Frühen Neuzeit (mit Archivexkursion) / Searching the Ideal Ambassador. Diplomats and Diplomacy in the Early Modern Period (Archive-Excursion Included)
  • Hauptseminar: Seemacht, Handelszentrum, multikultureller Hotspot? Die Republik Venedig in der Frühen Neuzeit (mit Exkursion) [Exkursionsmitorganisation und -begleitung; hauptverantwortlich: Prof. Dr. Harriet Rudolph]

Publikationen

Monographien

  • Diplomatie als multifunktionales Handeln. Der Gesandte Johann Maria Warschitz (†1541/42) und die diplomatische Praxis am Beginn der Frühen Neuzeit. (Doktorarbeit erfolgreich verteidigt, Druck in Vorbereitung)

Aufsätze

  • Renaissance und Individualisierung. Perspektiven auf die Konstituierung von personaler Identität an der Epochenschwelle zur Frühen Neuzeit, in: Neecke, Michael / Jiang, Lu (Hrsg.): Person und Erzählung (Schriftstücke. Beiträge zur Philosophie und Literaturwissenschaft, 2), Berlin 2019, S. 46–90.
  • Spital und Außenwelt. Dingliche Dimensionen eines diplomatischen Privatarchivs aus dem 16. Jahrhundert im Regensburger St. Katharinenspital, in: Dirmeier, Artur / Drascek, Daniel / Rudolph, Harriet (Hrsg.): Spitalobjekte. Materielle Kulturen des Spitals in der Vormoderne (Studien zur Geschichte des Spital-, Wohlfahrts- und Gesundheitswesens 16), Regensburg 2023, S. 323-342.
  • Servants of many masters with their own agenda. Diplomatic agents and the House of Habsburg in the early 16th century. (Zeitschriftenbeitrag in Arbeit, VÖ vorauss. Herbst 2024).
  • Weibliche Perspektiven auf den Bauernkrieg. Walburga Schefflers Chronik im Hausbuch des Klosters Maihingen, in: HDBG-Magazin (VÖ vorauss. 2025).

Tagungsberichte

Wissenschaftskommunikation

Rezensionen

  • Rezension zu: Gebke, Julia / Mai, Stephan F. / Muigg, Christof (Hrsg.): Das Diplomatische Selbst in der Frühen Neuzeit. Verhandlungsstrategien – Erzählweisen – Beziehungsdynamiken / The Diplomatic Self in Early Modern Times. Negotiating – Narrating – Shaping Relations, Münster 2022, in: Zeitschrift für Historische Forschung. (in Vorbereitung)
  • Rezension zu: Lage, Julian zur: Geschichtsschreibung aus der Bibliothek. Sesshafte Gelehrte und globale Wissenszirkulation (ca. 1750–1815) (Wolfenbütteler Forschungen 169), Wolfenbüttel 2022, in: HsozKult. (in Vorbereitung)
  • Rezension zu: Ebben, Maurits / Sicking, Louis (Hrsg.): Beyond Ambassadors: Consuls, Missionaries, and Spies in Premodern Diplomacy, Leiden 2021, in: HsozKult. (in Vorbereitung)

Vorträge

  • Werkstattbericht zum Dissertationsprojekt, Vortrag im Rahmen des interdisziplinären Forschungsseminars „Tyskulum“ in Tromsø (Norwegen), 30.10.2020.
  • Werkstattbericht zum Dissertationsprojekt, Vortrag im Rahmen des Kolloquiums von Professor Mark Häberlein in Bamberg, 04.02.2021.
  • Das Leben eines diplomatischen Agenten in sechs Leinentaschen. Johann Maria Warschitz und das Regensburger St. Katharinenspital, Vortrag auf der internationalen Tagung „Spitalobjekte. Materielle Kulturen des Spitals in der Vormoderne“ in Regensburg, 03.07.2021.
  • A servant of many masters with his own agenda? Johann Maria Warschitz (†1541) as a diplomatic agent and ambassador for the House of Habsburg, Vortrag beim internationalen Doktoranden-Workshop “New trends in research of the history of Habsburg imperial diplomacy (16th–19th centuries)” in Pardubice (Tschechien), 16.09.2021.
  • Werkstattbericht zum Dissertationsprojekt, Vortrag im Rahmen des Kolloquiums von Professor Andreas Pečar in Halle, 25.10.2022.
  • Vorstellung der Ergebnisse des Dissertationsprojekts, Vortrag im Rahmen des Kolloquiums von Professor André Krischer, Nadir Weber und Christian Windler in Freiburg, 03.06.2023.


  1. Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
  2. Institut für Geschichte

Lehrstuhl für Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit)

Georg Kaulfersch


PT 3.1.81

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