Regensburg, 12./13. Januar 2019 im Tonstudio (PT 4.0.47)
Organisation
Prof. Dr. Katelijne Schiltz (Universität Regensburg)
Dr. Moritz Kelber (Universität Bern)
Prof. Dr. Franz Körndle (Universität Augsburg)
Zielsetzung
TeilnehmerInnen und Themen / Schwerpunkte
Zeitplan
Literatur
Kontakt und Anmeldung
Anreise
Künstlerische Praxis ist seit einiger Zeit nicht mehr bloß Gegenstand kunstwissenschaftlichen Arbeitens, sondern steht vermehrt auch als Methode des Erkenntnisgewinns in der Diskussion. Bildende und darstellende KünstlerInnen entdecken (oft in Zusammenarbeit mit KollegInnen aus der Wissenschaft) zunehmend neue Perspektiven auf ihren Gegenstand. Auch in der Musikwissenschaft wird das wissenschaftliche Potential verschiedener Musikpraktiken jetzt kontrovers diskutiert.
Die Forschung zur älteren Musikgeschichte scheint auf den ersten Blick für einen engen Dialog von Wissenschaft und Praxis beste Voraussetzungen zu bieten, sind doch insbesondere in der internationalen Fach-Community zahlreiche MusikwissenschaftlerInnen (auch) als ausübende MusikerInnen tätig. In Anbetracht dieser Beobachtung erscheint es umso erstaunlicher, dass in der „Early Music“ noch keine eingehende Methodendiskussion zum Verhältnis von musikpraktischen Erfahrungswissen und musikhistorischen Wissensformen geführt wurde.
Im Rahmen des Hand-auf-der-Schulter-Projekts, das – ausgehend von einem Aufsatz von Björn Tammen – die Rolle körperlicher Berührung beim Singen aus Notation des 15. und 16. Jahrhunderts untersuchte, wurden erste Grundlagen für eine solche Debatte gelegt. Die Anwendung empirischer Methoden auf Musiziersituationen, die aus musikhistorischen Beobachtungen rekonstruiert wurden, warf und wirft Fragen zum Erkenntniswert des gewonnenen Datenmaterials auf. Zudem ergaben sich im Laufe des Projekts zahlreiche neue Fragen, die über das Phänomen der Berührung hinausgehen, zu anderen Gesten, zur Rolle des Geschlechts, des Alters und der persönlichen Beziehung der Musizierenden.
Der geplante Workshop verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen die Fragen, die im Laufe des Hand-auf-der-Schulter-Projektes entstanden sind, in Impulsreferaten diskutiert und daraus neue Forschungsfragen entwickelt werden. Zum anderen soll eine grundlegende Debatte um Perspektiven, Erkenntnispotentiale und Problemfelder von „practice-based research“ geführt werden. In einem aufführungspraktischen Teil sollen darüber hinaus anhand von konkreten Beispielen spezifische aufführungspraktische Aspekte erprobt werden.
Bernhold Schmid (München, Bayerische Akademie der Wissenschaften)
Zu spätmittelalterlichen Choralpraktiken
Franz Körndle (Universität Augsburg)
Alternatimpraxis
Moritz Kelber (Universität Bern)
Körper, Berührung, Tanz
Katelijne Schiltz (Universität Regensburg)
Handgebrauch im interdisziplinären Kontext
Stratton Bull (Leuven, Alamire Foundation)
Erfahrungsbericht über die Arbeit mit der Cappella Pratensis
Melanie Wald-Fuhrmann (Frankfurt/Main, Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik)
Motion capture, eye tracking, Fragebögen: empirische Möglichkeiten zur Erforschung historischer Musizierpraktiken
Korbinian Slavik (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Phonetik, Phonologie, Empirische Grundlagenforschung und Forschung zu historisch informierter Aufführungspraxis
Björn Tammen (Wien, Österreichische Akademie der Wissenschaften)
Visuelle Stimuli
Paul Kolb (Katholieke Universiteit Leuven)
Taktus und Abstand in der Mensuralnotation
Wolfgang Fuhrmann (Universität Leipzig)
Sozial- und Mediengeschichte; Notation als Denkform; die wechselseitigen Einflüsse von Schriftlichkeit und Mündlichkeit, Interpretation, Improvisation und Komposition in der Renaissance
Inga Mai Groote (Universität Zürich)
Klangschaften und Historisches Hören: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Klanggeschichte?
13.00–14.30 Uhr | Impulse 1 |
14.30–15.00 Uhr | Kaffeepause |
15.00–16.30 Uhr | Impulse 2 |
16.30–17.00 Uhr | Kaffeepause |
17.00–18.30 Uhr | Workshop 1 |
ab 19.00 Uhr | Gemeinsames Abendessen in der Regensburger Altstadt |
Sonntag, d. 13. Januar 2019
10.30–12.00 Uhr | Workshop 2 |
12.00-13.30 Uhr | Mittagessen |
13.30–15.00 Uhr | Perspektiven |
17.00 Uhr | Abschiedskonzert „Memoria – ‚Gedechtnus‘“ des Ensembles Stimmwerck (Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1) |
Jan-Friedrich Missfelder, »Ganzkörpergeschichte. Sinne, Sinn und Sinnlichkeit für eine Historische Anthropologie«, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 39 (2014), S. 457–475.
Jan-Friedrich Missfelder, »Period Ear. Perspektiven einer Klanggeschichte der Neuzeit«, in: Geschichte und Gesellschaft 38 (2012), S. 21–47.
Björn Tammen, »Anverwandlungen vokaler Mehrstimmigkeit im Bild und durch das Bild. Fallbeispiele aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts«, in: Musikalische Repertoires in Zentraleuropa (1420–1450). Prozesse & Praktiken, hrsg. von Björn Tammen und Alexander Rausch, Wien 2014), S. 227–249.
Björn Tammen, »Die Hand auf der Schulter. Ein Topos der spätmittelalterlichen Gesangsikonographie«, in: Rekrutiertung musikalischer Eliten. Knabengesang um 15. und 16. Jahrhundert, hrsg. von Nicole Schwindt (= troja: Jahrbuch für Renaissancemusik), Kassel u. a. 2013), S. 53–90.
Melanie Wald-Fuhrmann u. a., »'Touch when you’re singing'? On the possible effects of body contact in ensemble singing«, in: Proceedings of the Twenty-third Biennial Congress of the International Association of Empirical Aesthetics, hrsg. von A. Kozbelt 2014, S. 408–414.
Prof. Dr. Katelijne Schiltz
Universität Regensburg
Institut für Musikwissenschaft
Universitätsstraße 31
93053 Regensburg
katelijne.schiltz@ur.de
Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos, es wird jedoch um Anmeldung bis zum 7. Januar 2019 gebeten (Mail an katelijne.schiltz@ur.de).
Alle Studierenden sind herzlich zu diesem Workshop eingeladen!
Informationen zur Anreise und zum Lageplan des Instituts. Das Tonstudio befindet sich im Gebäude PT, Gebäudeteil 4, Erdgeschoss, Zi. Nr. 47 (PT 4.0.47).