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Interdisziplinäre Tagung im Rahmen der Tage Alter Musik 2024

Musik, Mythologie und meraviglia: Die Intermedien zu La Pellegrina (1589)

Freitag, 17. Mai 2024, Bonhoeffersaal im Evangelischen Bildungswerk Regensburg (Am Ölberg 2)


Organisation: Prof. Dr. Katelijne Schiltz, Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg in Zusammenarbeit mit den Tagen Alter Musik



Programm

9:15–10:00

Katelijne Schiltz (Universität Regensburg, Institut für Musikwissenschaft
Einführung: Musik, Mythologie und meraviglia in Florenz anno 1589

10:00–10:45

Dr. Johannes Buhl (Regensburg, Albrecht-Altdorfer-Gymnasium)
Wenn Platon auf Ovid trifft. Die antiken Textgrundlagen und ihre Adaption für die Intermedien

10:45–11:15

Kaffeepause

11:15–12:00

Eduardo Egüez (Leiter der Ensembles La Chimera, I Fedeli, Voz Latina und NovoCanto)
Echoes, Power and Wonder at the Medici court

12:00–14:00

Mittagspause

14:00–14:45

Prof. Dr. Florian Mehltretter (Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Italienische Philologie)
Langweilige Komödien, aufregende Mythen? La Pellegrina und die Poetikdiskussion des späten 16. Jahrhunderts

14:45–15:30

Prof. Dr. Harriet Rudolph (Universität Regensburg, Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit)
Che Spettacolo! Die Medici-Hochzeit von 1589. Kulmination und Modell höfischer Festkultur in Europa

      


Konzept

Als der Großherzog der Toskana, Ferdinando I. de’ Medici im Jahr 1589 Christine von Lothringen heiratete, war das nicht nur ein diplomatisches Event von hoher politischer Bedeutung, sondern sollte auch das kulturelle Programm während der mehrwöchigen Feierlichkeiten – von Festbanketten über Triumphzüge bis hin zu Turnieren – das Machtsverständnis des Brautpaars unterstreichen. Der Höhepunkt dürften die musikalischen Intermedien gewesen sein, die vor, zwischen und nach den fünf Akten von Girolamo Bargaglis Komödie La Pellegrina im Uffizientheater aufgeführt wurden.

An der Vorbereitung und Aufführung der Intermedien war eine umfangreiche Gruppe von Künstlern beteiligt. Für das anspruchsvolle Gesamtkonzept zeichnete Giovanni de’ Bardi verantwortlich, der auch eine Komposition zu den Intermedien beisteuerte. Der Dichter Ottavio Rinuccini, der um die Jahrhundertwende als Librettist für die frühesten Opern in Erscheinung treten sollte, verfasste den Großteil der Texte der Intermedien von 1589. Die musikalische Leitung hatte der Komponist, Choreograph und Tänzer Emilio de’ Cavalieri. Mit Jacopo Peri und Giulio Caccini gehörten zwei weitere Camerata-Mitglieder zum Team von Komponisten, zu dem sich auch der obengenannte Cristofano Malvezzi, Luca Marenzio und Antonio Archilei gesellten. Bernardo Buontalenti schließlich war für die Bühnenmaschinerie und Kostüme zuständig.

Die sechs Intermedien haben zwar keine fortlaufende dramatische Handlung, aber sie verbindet durchaus ein gemeinsamer Gedanke: die Macht und Wirkung der antiken Musik. Themen sind etwa die Harmonie der Sphären, der Wettgesang zwischen Musen und Pieriden und die Geschichte von Arion, der durch seinen wunderbaren Gesang von einem Delphin gerettet wird.

Dadurch, dass so viele Komponisten am Projekt beteiligt waren, begegnet in den Intermedien eine große stilistische Vielfalt. Hochexpressive, virtuose Sololieder erklingen neben Echokompositionen, instrumental begleiteten Madrigalen und mehrchörigen Werken. Ein klanglicher Höhepunkt dürfte Malvezzis O fortunato giorno im letzten Intermedio gewesen sein, bei der die ganze Besetzung auf der Bühne war, um in eine siebenchörige Panegyrik auf den Großherzog der Toskana einzustimmen.

Die Intermedien zu La Pellegrina waren sowohl in auditiver als auch in optischer Hinsicht ein besonderes Erlebnis, welches das Publikum zum Staunen bringen sollte. Doch bei aller Bewunderung für die künstlerische Leistung sollte die politische Dimension des Geschehens nicht aus den Augen verloren werden. Schließlich war das erlesene Publikum nicht nur zur Unterhaltung da, sondern das musikalische Spektakel diente auch und nicht zuletzt der politischen Propaganda. Die Intermedien waren integraler Bestandteil von hochritualisierten Hochzeitsfeierlichkeiten, die das Ziel hatten, Florenz als das neue Rom darzustellen. Nicht umsonst heißt es im letzten Intermedio, dass mit der Vermählung von Ferdinando I. de’ Medici und Christine von Lothringen die Rückkehr des Goldenen Zeitalters eingeläutet wird.

Ziel der Tagung ist es, die Intermedien aus historischer, musik- und literaturwissenschaftlicher Perspektive zu beleuchten. Darüber hinaus wird Eduardo Egüez, der am 18. Mai das Konzert leitet, über seine musikalische Herangehensweise und Interpretation berichten.


Konzert

Samstag, d. 18. Mai 2024, 20 Uhr, Dreieinigkeitskirche

Aufführung der Florentiner Intermedien anlässlich der Hochzeit von Ferdinando I. de’ Medici und Christine von Lothringen

La Chimera, I Fedeli, Voz Latina und NovoCanto (Italien / Schweiz / Österreich) – Eduardo Egüez, Laute & Leitung

19 Uhr im Bonhoeffersaal: Konzerteinführung Prof. Dr. Katelijne Schiltz

Konzertkarten sind erhältlich über den Ticketverkauf der Tage Alter Musik


Anmeldung

Der Eintritt zur Tagung ist frei, interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer sind herzlich willkommen. Es wird jedoch um Anmeldung bis zum 10. Mai 2024 gebeten (angelina.sowa@stud.uni-regensburg.de).


Kontakt

Prof. Dr. Katelijne Schiltz
Universität Regensburg
Institut für Musikwissenschaft
Universitätsstraße 31
93053 Regensburg
katelijne.schiltz@ur.de




  1. Fakultät für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften

TAM-Tagung 2024

Interdisziplinäre Tagung in Kooperation mit den Tagen Alter Musik

17. Mai 2024

Bernardo Buontalenti (ca. 1531–1608)


Intermedio 1, L’armonia delle sfere - L’armonia

Anmeldung (bis 10.5.2024)