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Forschung

Klimaspezifische Gesundheitskompetenz unter medizinischen Fachkräften

Veröffentlichung 2023

Albrecht L, Reismann L, Leitzmann M, Bernardi C, von Sommoggy J, Weber A and Jochem C, (2023)

Climate-specific health literacy in health professionals: an exploratory study
Front. Med. 10:1236319. doi: 10.3389/fmed.2023.1236319

https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2023.1236319/full

Für das Gelingen des ökologischen Transformationsprozeses hin zu einer klimasensiblen Gesellschaft sind medizinische Fachkräfte in einer Schlüsselposition:

  • Pflegekräfte und Ärzt*innen genießen innerhalb der Gesellschaft ein großes Vertrauen. Es sind jene Berufe die in jährlichen Umfragen mitunter die vorderen Plätze bei den Berufsgruppen erhalten, denen am meisten vertraut wird.
     
  • Pflegekräfte und Ärzt*innen begegnen in ihrer alltäglichen Arbeit sehr vielen verschiedenen Menschen.

Somit ergibt sich ein sehr großer möglicher Multiplikationseffekt: Wenn Pflegekräfte und Ärzt*innen es als ihre Aufgabe begreifen über gesundheitliche Auswirkungen der Klimakrise aufzuklären (=klimasensible Gesundheitsberatung) und Möglichkeiten aufzuzeigen die Klimakrise zu bekämpfen und sich auf Ihre Folgen einzustellen, ist viel Potential für eine Entwicklung zu einer klimasensiblen, klimaresilienten und nicht zuletzt klimaschützenderen Gesellschaft gegeben.

Um zu prüfen, ob die besagten Berufsgruppen es bislang als ihre Aufgabe betrachten klimasensible Gesundheitsberatung zu betreiben, wurde im Juli und August 2022 am UKR eine Fragebogenerhebung durchgeführt, die das Ziel verfolgte zu erheben, wie viel Wissen bislang bei medizinischen Fachkräften zum Zusammenhang zwischen Klimakrise und Gesundheit besteht, und ob die diesbezügliche Beratung bereits als medizinische Aufgabe begriffen wird. Es wurde außerdem erhoben, welche hemmenden Faktoren hierfür bestehen, um diese in Zukunft abbauen zu können.


Klimaspezifische Gesundheitskompetenz

Veröffentlichung 2022

Jochem C, Reismann L, (2022)

Klimaspezifische Gesundheitskompetenz
Public Health Forum 2022; 30(2): 77-79

https://doi.org/10.1515/pubhef-2022-0010

Es herrscht auf wissenschaftlicher Ebene der Klimaforschung ein globaler Konsens über das Gefahrenpotential der Folgen des Klimawandels und damit eine Dringlichkeit zur Senkung der ursächlichen Emissionen. In den letzten zehn Jahren haben im Zuge dessen auch die Publikationen über den Einfluss der exponentiell steigenden Klimaveränderungen auf die Gesundheit zugenommen. Neben direkten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, wie beispielsweise Todesfälle durch häufigere und stärkere Extremwetterereignisse, Unwetter und Hitzewellen, sind auch vielerlei indirekte Auswirkungen zu erwarten; diese umfassen u.a. Luftverschmutzung, die Verlängerung der Pollensaison, die veränderte Ausbreitung von Krankheitsvektoren, Mangel- und Unterernährung durch vermehrte Missernten sowie Auswirkungen von klimawandelbedingter Flucht und Migration auf die psychische Gesundheit. Zu vulnerablen Gruppen zählen dabei neben Babys/Kleinkindern, älteren Menschen und Vorerkrankten, insbesondere sozialökonomisch benachteiligte Gruppen. Damit bedroht der Klimawandel die Fortschritte in der Entwicklung der globalen Gesundheit der letzten Jahre. Eine Beachtung der Thematik im Gesundheitssystem sowie ein Mitdenken des Klimawandels in den ärztlichen Beratungen scheint daher unerlässlich.


Klimaspezifische Gesundheitskompetenz und medizinische Beratung

Veröffentlichung 2021

Reismann L, Weber A, Leitzmann M, Jochem C (2021)

Climate-specific health literacy and medical advice: the potential for health co-benefits and climate change mitigation. An exploratory study
The Journal of Climate Change and Health, Volume 4, 2021

https://doi.org/10.1016/j.joclim.2021.100072

Als explorative Studie auf diesem Gebiet in Deutschland wird vor allem der Ist-Zustand in der Allgemeinbevölkerung über Awareness und Planetare Gesundheitskompetenz untersucht und der Zusammenhang zu präventivem klimafreundlichen sowie gesundheitserhaltendem Handeln gemäß der Health Co-Benefits gibt.

Dies wurde mithilfe eines Fragebogens erhoben, der im Dezember 2020 und Januar 2021 in 24 deutschen hausärztlichen sowie gynäkologischen Praxen von den Patient*innen ausgefüllt wurde. (n=447)

Die Mehrheit der Routine-Aufklärungsgespräche von Ärzt*innen (86,6 % in hausärztlichen Praxen, 84,5 % von Gynäkolog*innen) enthielten keine Informationen über planetare Gesundheit. Darüber hinaus zeigten die Ergebnisse, dass der Klimawandel eher als globale Gesundheitsbedrohung (84,3%) als eine Sorge für die eigene Gesundheit (66,4%) gesehen wird. Eine Beratung zu planetarer Gesundheit durch Ärzt*innen hat ein hohes Potenzial: Die beratenen Patienten zeigten höheres Wissen und Bewusstsein über Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel (p=0,002) sowie emotionale Betroffenheit (p=0,04). Klimafreundliches Verhalten ist mit emotionaler Betroffenheit über die eigenen Gesundheitsrisiken bedingt durch den Klimawandel verbunden (Verringerung psychologischer Distanz).

Bisher ist der Begriff der Planetaren Gesundheitskompetenz noch nicht in der Literatur eingeführt. Diese explorative Studie definiert diese aufgrund der Daten folgendermaßen:

i) Wissensaspekt: Möglichkeit der Information und Verständnis für klimabedingte Gesundheitsrisiken/Planetary Health

ii) Affektiver Aspekt: Erkenntnis der Betroffenheit für die eigene Gesundheit (psychologische Nähe)

iii) Verhaltensaspekt: Umsetzung von klimafreundlichem Verhalten gemäß der Health Co-Benefits

Die Stärkung dieser Gesundheitskompetenz hätte starkes Potential, zur Abwendung der Klimawandelfolgen beizutragen. Dies bedeutet insbesondere für benachteiligte Gruppen ein niedrigeres Gesundheitsrisiko, da die sog. Health Co-Benefits sowohl jetzt als auch langfristig die Gesundheit präventiv stärken.


Graphical Abstract und Überblick


Planetary Health Team Regensburg

Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin

planetare.gesundheit@ukr.de


Ansprechpartner:innen:

PD Dr. Carmen Jochem
Lorenz Albrecht
Sonja Block