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Aktuelles

SEED-Weiterbildung abgeschlossen - Interview mit Karin Hackl

SEED

SEED steht für Skala der Emotionalen Entwicklung-Diagnostik und ist ein standardisiertes Erhebungsinstrument, das den entwicklungspsychologischen Ansatz in den Mittelpunkt stellt und damit einen erweiterten Blick auf Menschen mit intellektueller Entwicklungsstörung ermöglicht.
Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Karin Hackl hat im März diesen Jahres ihre SEED-Weiterbildung abgeschlossen und sagt: "SEED wird im Kontext herausfordernden Verhaltens im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ein zunehmend wichtiges Handwerkszeug werden."

SEED basiert auf einem Konzept, das der Facharzt für Psychiatrie und Professor an der Radboud University Nijmegen Anton Došen (✝ Januar 2023) in den 1990er Jahren entwickelt hatte. Auf der Grundlage dieses Phasenmodells, mit dem der Stand der emotionalen Entwicklung erfasst werden kann, entwickelte die Forschungsgruppe NEED (Network Europeans on Emotional Development) das standardisierte Diagnostikinstrument SEED.


Karin, du hast im März deine SEED-Weiterbildung abgeschlossen, die dich ein halbes Jahr lang sechs mal nach Berlin geführt hat. Herzlichen Glückwunsch dazu! Kannst du zusammenfassen, was im Kern dieser Weiterbildung steht?

Häufig begegnen wir im pädagogischen Alltag am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung auch der Thematik des herausfordernden Verhaltens. Diese Verhaltensauffälligkeiten entstehen häufig nicht primär aufgrund der kognitiven Beeinträchtigungen, sondern auch - und vielleicht sogar vor allem - aufgrund einer Verzögerung oder Beeinträchtigung der emotionalen Entwicklung.
Im Kern der SEED-Fortbildung stand die Vermittlung von Wissen über den entwicklungspsychologischen Ansatz. Anton Došen hatte vor 30 Jahren begonnen, das Konzept zu entwickeln - damit war er seiner Zeit voraus!
In der Weiterbildung haben wir gelernt, das Manual, das aus dem Konzept entstanden ist, anzuwenden - und das sehr praxisbezogen! Voraussetzung für die Kursteilnahme war das "Mitbringen" eines Fallbeispiels und diese Person über den gesamten Kurszeitraum zu begleiten. Das hat intensive, alltagsbezogene Arbeit am und mit dem Fallbeispiel erfordert.

Was meinst du, wird SEED in Zukunft für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung am Förderzentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung bringen?

Von vielen praktisch tätigen Fachkräften wird eine Veränderung der Schülerschaft beobachtet: es gibt eine deutliche Zunahme von Schülerinnen und Schülern, die herausfordernde Verhaltensweisen zeigen, möglicherweise lässt sich das auch mit der Zunahme von Kindern im Autismus-Spektrum in Verbindung bringen. Der Bedarf an sozio-emotionaler Förderung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist also sehr hoch. Mit der SEED wird es möglich, das Verhalten jedes einzelnen Kindes vor dem Hintergrund seines Entwicklungsstands zu verstehen. Dieses Wissen und das Verständnis machen es möglich, daraus letztlich auch konkrete Hilfen abzuleiten.
Ich persönlich habe auch in der pädagogischen Arbeit an der Klinikschule der Kinder- und Jugendpsychiatrie sehr positive Erfahrungen mit diesem Ansatz gemacht. Vielleicht kann SEED in der Zukunft für viele Kinder mit herausforderndem Verhalten tatsächlich so etwas wie ein Gamechanger sein!

Warum war es dir so wichtig, diese Weiterbildung zu machen?

Ich habe gemerkt, dass in der Arbeit mit entwicklungsverzögerten Kindern und Jugendlichen, die herausforderndes Verhalten zeigen, der herkömmliche Rahmenplan an seine Grenzen stößt. Um Kindern, die im bestehenden pädagogischen System scheitern, etwas anderes anbieten zu können und um Perspektiven zu schaffen - für die Kinder und das betreuende Personal – war ich gerne bereit, mich in diesem Bereich weiterzubilden.

Was nimmst du aus der Weiterbildung für deine Arbeit am Lehrstuhl mit? Wie kannst du dein neues Wissen hier bei uns einsetzen?

Die Auseinandersetzung mit dem sozio-emotionalen Entwicklungsstand ist ein Teil der aktuellen fachwissenschaftlichen Diskussion unserer Disziplin. Daher ist es uns wichtig, diese Perspektive in unsere Arbeit und unsere Forschung einzubeziehen.
Aber auch in der Lehre wird die SEED mit Sicherheit eine Rolle spielen: es ist mir ein Anliegen, unseren Studierenden ein fundiertes Wissen zu diesem Thema mitzugeben, weil ich überzeugt bin, dass entwicklungsorientiertes Arbeiten zumindest im intensivpädagogischen Bereich des Förderschwerpunkts geistige Entwicklung künftig eine zentrale Rolle spielen wird!

- Das Interview führte Martina Tekin.-

  1. Fakultät für Humanwissenschaften
  2. Institut für Bildungswissenschaft

Pädagogik bei geistiger Behinderung

Universität Regensburg Sedanstraße 1
93055 Regensburg
 



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