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Zeit- und Alterskulturen

Ordnungen, Rhythmisierungen und Lebensweisen


Forschungsschwerpunkt

Zeit ist eine kulturelle Ordnungsleistung des Menschen, um sich in der Welt, die ihn umgibt, durch festgelegte Abläufe, Terminierungen und Rhythmisierungen zurückzufinden. Zeitliches Handeln findet dabei in der Gegenwart statt, kann aber ebenso auf die Vergangenheit oder Zukunft ausgerichtet sein, wobei jede Gesellschaft über ihre eigenen, kulturell codierten Zeitvorstellungen verfügt. Mit der Zeit einher geht auch die Frage nach einem guten" oder zeitgemäßen" Leben angesichts einer schnelllebigen und zeitlich immer stärker verdichteten Moderne. Dabei sind insbesondere die Gegenwarts- und Zukunftsdebatten um Alt-sein und Arbeit/Freizeit untrennbar mit einer modernen Gesellschaft verbunden. Thematisch vertieft werden am Lehrstuhl u.a.:

  • Umgang mit Zeit in kulturvergleichender Perspektive
  • historische und digitale Transformationen von Arbeits- und Freizeitkulturen
  • medial vermittelte Bilder des Alter(n)s
  • Arbeit und Lebensführung im Alter
  • Retrotopien / Retro-, Vintage- und Sammelpraktiken
     

Kooperationsprojekt


Prekärer Ruhestand. Arbeit und Lebensführung von Frauen im Alter

Prekärer Ruhestand. Arbeit und Lebensführung von Frauen im Alter (Leitung: Prof. Dr. Irene Götz)

Das prekäre Alter in den Blick zu nehmen und über Konsequenzen nachzudenken, war Ziel eines Forschungsprojektes der Universität München in Kooperation mit der Universität Regensburg, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. In München, einer der teuersten Städte Deutschlands, wurden – vermittelt durch Institutionen der Altenhilfe und private Kontakte – mehrstündige biographische Interviews mit alleinstehenden Frauen, die als besonders armutsgefährdet gelten, geführt. Zentrale Fragen waren: Wie wirtschaften ältere allein lebende Frauen in einer teuren Großstadt? Wie kommen sie in ihrem Alltag zurecht, wenn ihre Rente im Durchschnitt niedriger ist als eine Einzimmerwohnung kostet? Mit welchen Strategien können sie Mangel ein Stück weit kompensieren? Im Zusammenhang des Projektes ist 2019 ein Buch, das sich an ein breiteres Publikum richtet, entstanden.

Projektleitung

Prof. Dr. Irene Götz (Projektleitung / Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie, München)

Dr. Esther Gajek (Kooperationspartnerin / Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft, Regensburg)

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Projektzeitraum

2014-2018

Publikation

Götz, Irene (Hg.): Kein Ruhestand. Wie Frauen mit Altersarmut umgehen. München 2019.




Lebenszeit - Arbeitszeit

Titelbild der Publikation ,,Arbeitsalltag in Werkstätten für behinderte Menschen" von Karin Lahoda (2018).

Die eigene Lebenszeit ist maßgeblich durch die Dichotomie Arbeit/Freizeit geprägt. Welche Bedeutung nimmt dabei die Arbeit im Alltag ein und was für Funktionen erfüllt sie? Welche Normierungen prägen das Arbeitsumfeld? Und wie gestalten sich eigentlich die Arbeitswelten des sogenannten ,,Zweiten Arbeitsmarktes", etwa in Bezug auf die Beschäftigungsverhältnisse von Menschen mit Behinderungen?

Dr. Karin Lahoda besitzt einen Schwerpunkt in der kulturwissenschaftlichen Arbeitsforschung. Neben ihrer 2018 in der Regensburger Schriftenreihe veröffentlichten Dissertation zum ,,Arbeitsalltag in Werkstätten für behinderte Menschen" und einem Aufsatz zur subjektiven Zeitwahrnehmung zwischen Arbeitszeit und Freizeit (2019) gestaltet sie auch thematisch einschlägige Vorträge und Ausstellungen.

Prof. Dr. Gunther Hirschfelder fragt gemeinsam mit Dr. Birgit Huber im 2004 erschienenen Sammelband ,,Die Virtualisierung der Arbeit" nicht nur nach historischen Transformationen in Bezug auf die Arbeit, sondern auch danach, welchen Einfluss eine fortschreitende Digitalisierung und weltweite Vernetzung auf jetzige und zukünftige Arbeitsmodelle nehmen.
 


Publikationen

Schlagworte

Alter, Arbeit/Arbeitszeit, Armbanduhr, Armut, Behinderung, Berufsleben, Freizeit, Geschlecht, Identität, Kleiderordnungen, Kleidung, Körper/Körperbild, Kulturvergleich, Lebensführung, Museum, Ordnung/Ordnungssysteme, Orientierung, Prekär, Rente, Retro/Retrotopie, Rhythmisierung, Rollator, Ruhestand, Senioren/Seniorenprogramm, Uhr, Urlaub, Vintage, Virtualisierung, Werkstatt, Zeit/Zeitlichkeit, Zeitmessung


Monographien und Sammelbände

Burgemeister, Melanie: Kleider – Kultur – Ordnung. Kulturelle Ordnungssysteme in Kleiderordnungen aus Nürnberg, Regensburg und Landshut zwischen 1470–1485. Münster u. a. 2019.

Gajek, Esther: Seniorenprogramme an Museen. Alte Muster, neue Ufer. Das ist kein so halbes Verabschieden. Münster 2013.

Götz, Irene (Hg.): Kein Ruhestand. Wie Frauen mit Altersarmut umgehen. München 2019. 

Hirschfelder, Gunther / Huber, Birgit (Hg.): Die Virtualisierung der Arbeit. Frankfurt am Main 2004.

Lahoda, Karin: Arbeitsalltag in Werkstätten für behinderte Menschen. Zur Bedeutung von Arbeit, sozialen Interaktionen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Münster u. a. 2018.

Scharf-Haggenmiller, Christine: Arbeit. Anerkennung? Geschlecht! Strategische Identitäten türkischer Migranten der zweiten Generation im Vergleich. Münster u. a. 2017.

Trummer, Manuel/Gietl, Sebastian/Schwemin, Florian: „Ein Stück weit …“. Relatives und Relationales als Erkenntnisrahmen für Kulturanalysen. Münster u. a. 2019.


Aufsätze

Drascek, Daniel: „Die Zeit der Deutschen ist langsam, aber genau“. Vom Umgang mit der Zeit in kulturvergleichender Perspektive. In: Zeitschrift für Volkskunde. Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, 103. Jg. (2007), I. Halbjahresband, S. 1-19.

Drascek, Daniel: Zeitbestimmung. In: Brednich, Rolf Wilhelm u.a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Bd. 14. Berlin – Boston (De Gruyter) 2013, Sp. 1260-1265.

Drascek, Daniel: „Denn für das richtige Leben muss man Zeit haben“. Vom Stress mit der Zeit in kulturvergleichender Perspektive. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2005. Helge Gerndt und Klaus Roth zum 65. Geburtstag. Hrsg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften – Institut für Volkskunde. München 2005, S. 167-173.

Drascek, Daniel: Zeitkultur. Zur Rhythmisierung des Alltags zwischen zyklischer und linearer Zeitordnung um die Jahrhundertwende. In: Brednich, Rolf-Wilhelm u. a. (Hg.): Natur – Kultur. Volkskundliche Perspektiven auf Mensch und Umwelt. Münster u. a. 2001, S. 395–404.

Drascek, Daniel: »Früh um 6 Uhr habe ich schon nahezu 24 Stunden Verspätung ...« Zur Verbreitung der Armbanduhr und die zeitliche Rhythmisierung des Alltags um 1900. In: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde, 33. Bd. (1999/2000), S. 51-65. - Gekürzte Fassung. In: Jede Kultur hat ihre Zeit. Dokumentation der gleichnamigen Veranstaltungsreihe vom November 1999 bis Februar 2000. Hrsg. von der Landeshauptstadt München, Kulturreferat. Mit einem Grußwort von Julian Nida-Rümelin und einem Vorwort von Christian Ude. München 2001, S. 52-65.

Drascek, Daniel: »Ich werde 100 Jahre alt«. Zum stereotypisierten Bild des alten Menschen in einer medial vermittelten Erzählkultur der Gegenwart. In: Daniel Drascek u.a. (Hrsg.): Erzählen über Orte und Zeiten. Eine Festschrift für Helge Gerndt und Klaus Roth. Münster - New York - München - Berlin 1999 (= Münchner Beiträge zur Volkskunde, hrsg. vom Institut für deutsche und vergleichende Volkskunde der Universität München, Bd. 24), S. 13–34.

Gajek, Esther: Sagbares und Unsagbares. Sprechen über Altersarmut. In: Trummer, Manuel/Gietl, Sebastian/Schwemin, Florian: „Ein Stück weit …“. Relatives und Relationales als Erkenntnisrahmen für Kulturanalysen. Münster u. a. 2019, S. 143–154.

Gajek, Esther: (zusammen mit Irene Götz, Alexandra Rau und Petra Schweiger): Prekärer Ruhestand. Arbeit und Lebensführung von Frauen im Alter. In: Cordula Endter, Sabine Kienitz (Hg.): Alter(n) als soziale und kulturelle Praxis. Ordnungen - Beziehungen - Mentalitäten. Bielefeld 2017, S. 55-80.

Gajek, Esther: Vestimentäre Praktiken von Frauen über 60 Jahren. In: Cordula Endter, Sabine Kienitz (Hg.): Alter(n) als soziale und kulturelle Praxis. Ordnungen - Beziehungen - Mentalitäten. Bielefeld 2017, S. 267-288.

Gajek, Esther: Rollatorenzugänge oder iPad-Nutzung? Die Konstruktion von Alter in musealen Seniorenprogrammen. In: Harm-Peer Zimmermann u.a. (Hrsg.): Kulturen des Alterns. Plädoyer für ein gutes Leben bis ins hohe Alter. Frankfurt / New York 2016, S. 133-146.

Gajek, Esther: „Generation Grau“ und „Generation Schlau“. Schlaglichter auf Seniorenprogramme deutscher Museen. In: ALTERnativen im Museum Hg. von Esther Gajek und Hannelore Kunz-Ott (= Standbein Spielbein. Museumspädagogik aktuell, No. 82, Dezember 2008).

Hirschfelder, Gunther: Körperbilder – Körperstyling – Körpernöte. Leiblichkeit unter Digitalisierungsdruck. In: Trummer, Manuel/Gietl, Sebastian/Schwemin, Florian: „Ein Stück weit …“. Relatives und Relationales als Erkenntnisrahmen für Kulturanalysen. Münster u. a. 2019, S. 167–184.

Hirschfelder, Gunther: Neue Medien und Arbeitswelt – zur Einführung. In: Gunther Hirschfelder, Birgit Huber (Hg.): Die Virtualisierung der Arbeit. Zur Ethnographie neuer Arbeits- und Organisationsformen. Frankfurt a.M./New York 2004, S. 11-25.

Hirschfelder, Gunther: Die historische Dimension der Arbeitskulturen. In: Gunther Hirschfelder, Birgit Huber (Hg.): Die Virtualisierung der Arbeit. Zur Ethnographie neuer Arbeits- und Organisationsformen. Frankfurt a.M./New York 2004, S. 27-52.

Lahoda, Karin: Lebenszeit – Arbeitszeit? Subjektive Zeitwahrnehmung zwischen Arbeitszeit und Freizeit. In: Trummer, Manuel/Gietl, Sebastian/Schwemin, Florian: „Ein Stück weit …“. Relatives und Relationales als Erkenntnisrahmen für Kulturanalysen. Münster u. a. 2019, S. 155–166.



  1. Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften
  2. Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur (I:IMSK)

Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft

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