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FKN Kollektivwissenschaft

Kollektivwissenschaftliche Inhalte sind v.a. zwischen Kulturwissenschaften und Soziologie anzusiedeln. Sie beschäftigen sich mit den verschiedenen Formen von Kollektivität, mit den Diskursen, in denen diese thematisiert werden, und mit den Prozessen, aus denen Kollektive hervorgehen und durch die sie strukturiert, miteinander verbunden oder gegeneinander abgegrenzt werden (nähere Informationen s. unten).

Das Studium der Kollektivwissenschaft fördert den Erwerb von grundlegenden Analysekompetenzen sowohl in Bezug auf das alltägliche Zusammenleben (z.B. in Freundesgruppen, Arbeitsteams) als auch auf das Verständnis vieler, weitgreifender gesellschaftlicher Entwicklungen (z.B. Nationalismen, Ungleichheit) - und wie beides miteinander zusammenhängt.

Im Rahmen des "Frei Kombinierbaren Nebenfachs (FKN)" stand für Studierende bis einschließlich Sommersemester 2023 eine kollektivwissenschaftliche Studieneinheit zur Verfügung. Ab Wintersemester 2023/24 sind es zwei, die ebenso gemeinsam wie unabhängig voneinander studiert werden können.

Nachfolgend finden Sie...

Sie sind noch unentschlossen? Dann hilft Ihnen vielleicht unsere kurze Antwort auf folgende Frage:


Wieso sich mit Kollektivität beschäftigen?

Wir mögen im Zeitalter der Individualisierung leben. Dennoch sind Kollektive allgegenwärtig. Sie treten als unfreiwillige Schicksalskollektive oder selbst gewählte Interessenskollektive auf. Mein Geschlecht, meine Generation, meine Familie und Nationalität konnte ich mir nicht aussuchen, wohl aber meinen Freundeskreis und meine Mitgliedschaft im Fußballclub sowie meine Teilnehme an sozialen Bewegungen (fridays for future).

Unsere Aktivitäten und unseren sozialen Status teilen wir mit vielen anderen Menschen. Daraus entstehen Kollektive wie Vegetarier, Golfspieler, Akademiker, Handwerker, Kommunisten. Sie zeichnen sich durch bestimmte Praktiken, Kulturen, Werte und Weltsichten aus. Aber keines allein bestimmt meine Identität als Individuum: Da ich vielen Kollektiven angehöre, wird sie durch meine Mehrfachmitgliedschaften (Multikollekti­vität) bestimmt. Und all die mehrfachzugehörigen Individuen verbinden und vermischen die kollektiven Praktiken, Kulturen, Werte und Weltsichten. Dieser kollektive Reichtum, der hergebrachte Grenzziehungen wie die zwischen Ethnien oder Nationen durchschreitet und überwindet, wird oft aus den Augen verloren, und der bei uns ankommende Geflüchtete wird nur als „fremd“ und Syrer wahrgenommen.

Kollektive entstehen durch einerseits echte Gemeinsamkeiten, die aber andererseits durch behauptete Zuschreibungen ergänzt werden. Dass ich „Deutscher“ bin, zeigt mein Pass, doch er verbürgt nicht meine Pünktlichkeit. Solche wiederkehrende Zuschreibungen stellen Pauschalurteile dar, deren bekannteste Form Stereotypen sind. Sie werden häufig diskriminierend eingesetzt. Pauschalurteile gestalten unseren Erkenntnisalltag und sind sozial wirksam. Es liegt an ihnen, dass ich als jugendlicher Fahranfänger höhere Kfz-Steuer bezahle, dass mir der Türsteher den Zutritt zur Disco verweigert oder ich nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen werde. Pauschalurteile, Stereotypen und die übergreifenden Phänomene, zu denen sie gehören – z.B. Sexismus, Rassismus und Nationalismus –, sind Zentralthemen der Kollektivwissenschaft.


  1. FAKULTÄT FÜR SPRACH-/LITERATUR-/KULTURWISSENSCHAFT

Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft

Altes Finanzamt (ALFI)
Landshuterstr. 4
VR 07
93047 Regensburg


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forschungsstelle.kollektiv
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