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Forschung (Restless)

design

Forschungsdesign:

RESTLESS untersuchte die Wirksamkeit von Lese- und Schreibstrategien in Kombination mit selbstreguliertem Lernen als Interventionsstudie. Dazu wurden knapp 60 teilnehmende Klassen mit insgesamt über 1000 Schülerinnen und Schülern zufällig auf vier Gruppen verteilt. Die erste Gruppe erhielt zunächst das bewährte Modul „Burg Adlerstein – Lesetraining“, bevor sie das neue Schreibmodul absolvierte. Bei der zweiten Gruppe war die Reihenfolge umgekehrt: Erst das Schreibmodul, dann das Lesemodul. Die dritte Gruppe erhielt ein verzahntes Training, bei dem sich Lese- und Schreibmodul täglich abwechselten. Die vierte Gruppe erfuhr als Wartekontrollgruppe den normalen, nicht modifizierten Deutschunterricht.

Durchführung:
Durchgeführt wurde das Lese- und Schreibtraining von den Klassenlehrkräften, die in einer dreitägigen Fortbildungsveranstaltung Kooperation Dillingen) vom RESTLESS-Team auf das Burg-Adlerstein-Training vorbereitet wurden.
Zur Untersuchung der Wirksamkeit des Burg-Adlerstein-Trainings fand eine begleitende empirische Evaluation mit vier Messzeitpunkten statt. Alle teilnehmenden Schüler und Schülerinnen wurden vor Beginn der Intervention, in der Mitte der Studie und nach dem Ende des Trainings getestet. Dazu wurden standardisierte Lesetests und ein für diese Studie entwickelter Schreibtest, bei dem die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage eines Bildimpulses und eines anregendes Satzes eine Erzählung fortsetzen sollten, eingesetzt.
Außerdem wurde mit Fragebögen unter anderem das Lernverhalten, die Lernstrategien und die Lernmotivation abgefragt. Auch die im Unterricht im Rahmen des Trainings verfassten Texte wurden ausgewertet. Darüber hinaus erfolgte drei Monate nach Trainingsende eine Follow-up-Untersuchung, um langfristige Wirkungen zu ermitteln. Ergänzend zu den quantitativen Erhebungen wurde außerdem eine qualitative Untersuchung der Lernprozesse mit Hilfe von Interviews von einzelnen Schüler/-innen und Lehrkräften durchgeführt.


Hintergründe

Lese- und Schreibkompetenzen sind zentrale Kompetenzen, die grundlegend für den schulischen Erfolg sind und auch darüber hinaus große Bedeutung haben. Deshalb verlangen sie besondere Beachtung und sollten bereits möglichst früh und systematisch gefördert werden. Gleiches gilt für das selbstregulierte Lernen: Auch hier hat sich bestätigt, dass eine frühe Einführung, in der vierten/fünften Jahrgangsstufe, die besten Effekte zeigt.


RESTLESS basiert auf folgenden theoretischen Grundlagen:

  • Selbstreguliertes Lernen (SRL):

Ein wichtiger Bestandteil des RESTLESS-Konzeptes ist das selbstregulierte Lernen. Häufig fehlt es Schüler/innen im Deutschunterricht allerdings meist an metakognitiven Kompetenzen. Das heißt, ihnen ist beispielsweise nicht klar, wie sie ihren eigenen Lernfort¬schritt im Deutschunterricht selbst überwachen können, was geeignete Ziele sind und welche Schwierigkeiten bei der Verwendung von Lernstrategien auftreten. Das Anliegen des RESTLESS-Projekts ist es daher, die Schüler/-innen durch ein systema¬tisches Training zu befähigen, sich – basierend auf ihrem Wissens- und Kenntnisstand – selbst ange¬messene und realistische Ziele zu setzen, ihren Lernprozess zu planen und ihr Lernen geeignet zu überwachen. Dafür wird der normative Zyklus des selbstregulierten Lernens mit sieben Stufen (Ziegler/Stöger 2005) vermittelt und auf das eigene Lernen angewendet.
Durch die Anwendung der Selbstregulationstrategien in den zwei Domänen Lesen und Schreiben wird langfristig auch der Transfer auf andere Bereiche des (schulischen) Lernens erleichtert. Die Einführung des selbstregulierten Lernens in der vierten oder fünften Jahrgangsstufe zeigte in früheren Studien deutliche positive Effekte für die Lernleistung (Stoeger, Fleischmann & Obergrießer 2015; Stoeger, Sontag & Ziegler 2014).

  • Lesekompetenz:

Das in RESTLESS verwendete Lesetraining beruht auf dem im Rahmen von RESL entwickelten „Burg Adlerstein – Lesetraining“. Das Lesetrainings-Modul richtet sich schwerpunktmäßig an Leserinnen und Leser der vierten bis sechsten Jahrgangsstufe. Mit Hilfe des Trainings werden schrittweise drei Lesestrategien vermittelt, die in den siebenstufigen Zyklus selbstregulierten Lernens eingebettet sind.
Die genutzten Erzähltexte, die in einer Rahmengeschichte im Sportinternat Burg Adlerstein spielen, machen die Arbeit für die Schüler/-innen interessanter als voneinander isolierte Texte. Alle Texte sind gleich lang und gleich schwer, wodurch es den Schüler/-innen leichter fällt, Verbindungen zwischen ihrem Lernverhalten und den erzielten Leistungen beim Bearbeiten der Leseverständnis-Aufgaben zu erkennen.

  • Erzählkompetenz:

Die Schüler/-innen sollen lernen, erzählende Texte (besser) zu gestalten und interessanter zu schreiben. Dies geschieht durch die Vermittlung von flexiblen Vertextungsstrategien. Die Schüler/-innen erarbeiten Formulierungsroutinen und gewinnen sprachliches Handlungswissen für narrative Texte. Zusätzlich erlangen sie prozedurales Handlungswissen durch eine enge Verzahnung von Textrezeption und Textproduktion. Zugleich erfolgt im Rahmen von kriteriengeleiteter Selbsteinschätzung (Strategien, Tipps) und Partner-Checks eine Förderung der Diagnosekompetenz der Schüler/-innen. Sie lernen ihren eigenen sowie den Lernstand anderer auch im Deutschunterricht zu diagnostizieren.
Unsere Kinder haben alle profitiert vom Training! Jedes Kind kann nun viele Formulierungen zu Papier bringen, die vorher für es undenkbar gewesen wären. Jedes Kind hat nun klare Vorstellungen davon, woran man eine gute Geschichte erkennt. (Lehrer, 4. Klasse)

  • Motivation:

Durch eine offen situierte Schreibumgebung mit anregendem Material wird die Motivation der Schüler/-innen hoch gehalten. Diese Art des Vorgehens ermöglicht außerdem individuelles Feedback und Förderung durch die Lehrkraft. Das Überwachen sowie Rückmelden der eigenen Fortschritte erhöht ebenfalls die Motivation der Schüler/-innen und macht Lernfortschritte sichtbar.


Publikationen

Publikationen aus RESTLESS:

  • Knott, C. (2019). Schreibstrategien als Schlüssel zum Text: Strategieanwendung in Texten im Rahmen der Interventionsstudie Restless. In Ina Kaplan & Inger Petersen (Hrsg.), Schreibkompetenzen messen, beurteilen und fördern (227-246). Münster, New York: Waxmann.
  • Sontag, C. (2019). Die Mikroanalyse selbstregulierten Lernens und was wir aus ihr für die individuelle Förderung von Schreibkompetenz lernen können. In Ina Kaplan & Inger Petersen (Hrsg.), Schreibkompetenzen messen, beurteilen und fördern (185-206). Münster, New York: Waxmann.
  • Wild, J. (2019). Zur diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften beim Schreiben. In Ina Kaplan & Inger Petersen (Hrsg.), Schreibkompetenzen messen, beurteilen und fördern (101-120). Münster, New York: Waxmann.
  • Knott, C.; Wild, J. & Schilcher, A. (2018). Bereit für den Kontakt? Literarisches Hörverstehen mit einer Kurzgeschichte trainieren. Deutsch 5-10, 57, 16-19.
  • Berkemeier, A., Grabowski, J., Schilcher, A., Stöger, H. (2017). Der Transfer von Projektergebnissen in Unterrichtspraxis und Hochschullehre. In „Blick zurück nach vorn“. Perspektiven für sprachliche Bildung in Lehrerbildung und Forschung (S. 53–57). Köln: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.
  • Knott, C., Schilcher, A., Stöger, H. (2017). Entwicklung und Evaluation von Material zur Sprachförderung. In „Blick zurück nach vorn“. Perspektiven für sprachliche Bildung in Lehrerbildung und Forschung (S. 48–52). Köln: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.
  • Wild, J., Schilcher, A., Stöger, H., Hiller, F., Jeuk, S. (2017). Herausforderungen und Chancen der Zusammenarbeit von Forschungs- und Bildungsinstitutionen. Über die Schwierigkeit, Daten an Schulen zu erheben. In „Blick zurück nach vorn“. Perspektiven für sprachliche Bildung in Lehrerbildung und Forschung (S. 21–25). Köln: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.
  • Wild, J. (2017). Interview „Ich habe gelernt, zwischen Theorie und Praxis abzuwägen“. In „Blick zurück nach vorn“. Perspektiven für sprachliche Bildung in Lehrerbildung und Forschung (S. 80–81). Köln: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.

Vorträge:

  • Wild, J.: „Schriftliche Erzählfähigkeiten diagnostizieren und fördern. Validierung einer Kodieranweisung zum Messen der Qualität narrativer Texte in der Primar- und Sekundarstufe“ (Disputatio). Regensburg, 18.3.2019.

  • Schilcher, A., Wild, J., Knott, C.: „Zum didaktischen Potential integrativen Lese- und Schreibunterrichts: Ergebnisse aus RESTLESS“. 27. GEBF. Köln, 27.02.2019.

  • Schilcher, A., Knott, C. (2016). Strategieeinsatz und Strategieüberwachung im Schreibprojekt RESTLESS. Vortrag auf der dieS-Wintertagung, Regensburg, 9.12.2016.

  • Wild, J.: „Was ist eine gute Erzählung? Textqualität analytisch messen im Projekt Restless“. 87. Arbeitskreis der Deutschdidaktiker bayerischer Universitäten (ADBU). Regensburg, 01.07.2016.

  • Wild, J., Knott, C.: „Selbstreguliertes Lesen und Schreiben“ für BiSS (Bildung in Sprache und Schrift). Würzburg, 04.04.2016.

  • Wild, J.: „Produktion und Rezeption verzahnen: KJL als Schreibanlass nutzen“. Regionale Lehrerfortbildung. Regensburg, 02.03.2016.

  • Knott, C., Wild, J.: „Sprachdiagnostik: Bewerten und Beurteilen schriftlicher und mündlicher Texte“. Gastvortrag in der Vorlesung „Nutzung von Ergebnissen der Lehr-Lernforschung für den Unterricht“ (Prof. Dr. Stöger, Lehrstuhl Schulpädagogik). Regensburg, 19.01.2016.

  • Knott, C., Wild, J.: „Lese- und Schreibkompetenz nachhaltig fördern“. Landheim Schondorf am Ammersee, 08.-09.10.2015.

  • Wild, J., Knott, C., Geißler, M.: „Vorstellung von RESTLESS (Regensburger Selbstregulationstraining für Lese- und Schreibstrategien) – Projektskizze und erste Ergebnisse“. 84. Arbeitskreis der Deutschdidaktiker bayerischer Universitäten (ADBU). Passau, 05.07.2014.


Die Veröffentlichung der Ergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften wird gerade vorbereitet.
Das neue Schülerarbeitsheft für das Schreibmodul „Burg Adlerstein – Schreibtraining“ wird in Verbindung mit einer Lehrerhandreichung in Kürze beim Westermann Verlag veröffentlicht.

Weitere Publikationen zum Thema:

  • Pronold-Günthner, F., Winkler-Theiß, V., Schilcher, A., Pissarek, M., Sontag, C., Steinbach, J., Stöger, H., Wild, J. & Lichtinger, U. (2014). Burg Adlerstein – Lesetraining. Lehrerband zum Lesetraining. Braunschweig: Westermann.
  • Schilcher, A., Stöger, H., Pissarek, M., Sontag, C., Pronold-Günthner, F. & Steinbach, J. (2013). Burg Adlerstein – Lesetraining. Arbeitsheft. Braunschweig: Westermann.
  • Stoeger, H., Fleischmann, S., & Obergriesser, S. (2015). Self-regulated learning (SRL) and the gifted learner in primary school: the theoretical basis of and empirical findings on a research program dedicated to ensuring that all students learn to regulate their own learning. Asia Pacific Education Review, 16, 257-267. doi:10.1007/s12564-015-9376-7
  • Stoeger, H., Sontag, C., & Ziegler, A. (2014). Impact of a teacher-led intervention on preference for self-regulated learning, finding main ideas in expository texts, and reading comprehension. Journal of Educational Psychology, 106, 799–814. doi:10.1037/a0036035
  • Stöger, H. & Ziegler, A. (2008). Trainingshandbuch selbstreguliertes Lernen II: Grundlegende Textverständnisstrategien für Schüler der 4. bis 8. Jahrgangsstufe. Lengerich: Pabst.
  • Stoeger, H., & Ziegler, A. (2011). Self-Regulatory Training through Elementary-School Students’ Homework Completion. In B. J. Zimmerman & D. H. Schunk (Eds.), Handbook of Self-Regulation of Learning and Performance (pp. 87–101). London, England: Routledge.
  • Ziegler, A. & Stöger, H. (2005). Trainingshandbuch selbstreguliertes Lernen I: Lernökologische Strategien für Schüler der 4. Jahrgangsstufe zur Verbesserung mathematischer Kompetenzen. Lengerich: Pabst.



  1. Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften
  2. Institut für Germanistik

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Regensburger Selbstregulationstraining für Lese- und Schreibstrategien

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Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur

Lehrstuhl für Schulpädagogik