Aktuelles Projekt
UR Stage Club & Germanistentheater
Schauspiel-Musiktheater-Kooperation
Ödön von Horváth: „Rund um den Kongreß“
Posse in fünf Bildern – szenisch und musikalisch erweitert
Ödön von Horváths Posse „Rund um den Kongress“ in einer Inszenierung des Germanistentheaters und des UR Stage Clubs im Theater an der Uni
Ohne Übertreibung lässt sich Ödön von Horváths Posse „Rund um den Kongress“ als Herzstück seines Schaffens bezeichnen, auch wenn es bis heute nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch vielen LiteraturwissenschaftlerInnen weitgehend unbekannt geblieben ist. Die Posse, entstanden 1929, bildet nicht nur den zeitlichen „Auftakt“ zu seinen nun folgenden und unvergessenen Volksstücken, sondern hier formuliert Horváth das zentrale Thema seiner Evergreens bereits vor: „Ein Fräulein wird verkauft“.
In der Inszenierung des Germanistentheaters und des UR Stage Clubs findet die Posse „Rund um den Kongress“ durch ein Vor- und ein Zwischenspiel basierend auf „Sladek, der schwarze Reichswehrmann“ eine Erweiterung, die Horváths dramaturgischem Clou, Schminke zum Wanderer zwischen Stückwelten zu machen, geschuldet ist. Wie in „Rund um den Kongress“ bearbeitet Horváth mit „Sladek“ ein tagespolitisches Thema, das heute wieder brandaktuell ist: Hierbei handelt es sich um die Bedrohung der Weimarer Republik durch die Reichswehr und die Geheimbünde, die auf die gewaltsame Beseitigung der demokratischen Verfassung und die Errichtung einer Diktatur abzielten. – Wem kommen bei diesen Worten nicht die Verbrechen des NSU oder die Umsturz-Pläne der Reichsbürger-Bewegung in den Sinn?
Doch warum mit Musik? Wer Horváths Werke kennt, weiß, dass diese von Musik nur so durchdrungen sind. Für die Realisierung seiner Stücke war Horváth stets auf der Suche nach passenden Komponisten, denen er nicht nur bei der musikalischen Umsetzung seiner Verse, sondern auch bei textlichen Neuschöpfungen freie Hand ließ. Im thematischen Umfeld von „Rund um den Kongress“ ist besonders bemerkenswert, dass Horváth auf einem der frühesten Konzeptblätter zu „Die Schönheit aus der Schellingstrasse“ als Komponisten Kurt Weill und als Regisseur Erich Engel vorsieht, die mit Brechts „Die Dreigroschenoper“ 1928 den größten Bühnenerfolg der Weimarer Republik feierten. Aus dieser Zusammenarbeit ist zwar nichts geworden, doch gerade der Revue-Charakter seiner Stücke prädestiniert diese geradezu für eine musiktheatralische Umsetzung.
Ödön von Horváths Posse „Rund um den Kongress“ erweitert um ein Vor- und Zwischenspiel frei nach Horváths „Sladek, der schwarze Reichswehrmann“, einer Historie aus dem Zeitalter der Inflation, mit Musik: Die Vorstellungen finden vom 19. bis 22. Februar 2023, jeweils um 19.30 Uhr, im Theater an der Uni statt.
Karten zum Preis von 10 € (ermäßigt 5 €) können per Mail unter ur-musical@gmx.de reserviert werden. Die Abholung und Bezahlung der Karten erfolgt bis spätestens 19.15 Uhr des Vorstellungstags an der Abendkasse.
UR Stage Club
Im Sommersemester 2013 wurde mit dem UR Stage Club das kulturelle Angebot der Universität in der Sparte Musiktheater erweitert. Die Produktionen, die in Kooperation mit dem Germanistentheater entstehen, sind das Resultat eines kreativen Auslotens der Musiktheaterästhetik jenseits des klassischen Musicalgenres. Den szenisch-musikalischen Kooperationsprojekten liegt stets die Frage zugrunde, worin der Mehrwert der ästhetischen Hybridform aus Schauspiel und Musik besteht und wie sich die Ausdrucksformen des Sprech- und des Musiktheaters ergänzen und gegenseitig befruchten können.